Sicher Rad fahren – in jedem Alter

Schulweg mit dem Fahrrad in Berlin (links) und in den Niederlanden (Foto links: Norbert Michalke, rechts: Das andere Bundesministerium für Verkehr)

Von Beate Hauß, Initiative Volksentscheid Fahrrad

Die schlechten Berliner Radwege und die übermäßig vielen Autos, Lieferwagen und Lkw fordern vor allem jungen und älteren Radfahrern in der Hauptstadt einiges an Können ab. Dabei ist Fahrrad fahren eigentlich für alle Altersgruppen geeignet, wenn die Bedingungen stimmen. Bei Kindern und Senioren sind einige Fähigkeiten altersbedingt noch nicht oder nicht mehr in vollem Umfang vorhanden, so dass sie unter den dürftigen Bedingungen in Berlin ein größeres Risiko tragen, einen Unfall zu erleiden.

Auf zwei Rädern die Welt entdecken – Kinder auf dem Rad
Alle Eltern kennen das Hochgefühl des Loslassens, wenn die Kinder, die Beinchen wie eine Nähmaschine ratternd, den sicheren Halt der Hand verlassen und leicht hin und her schwankend die Welt des Radelns entdecken. Und bald müssen Mama oder Papa auch aufs Rad steigen, da sie sonst nicht mehr hinterherkommen. Auf sicheren Wegen und in ruhigen Straßen wird geübt, die ersten wunderbaren Radtouren beginnen.

Die erste Herausforderung ist der Schulweg, der bei sicheren Radwegen durchaus nach der Radprüfung in der vierten Klasse alleine mit dem Fahrrad bewältigt werden kann. Sind die Eltern bereits vorher mit den Kindern geradelt, ist dies die beste Voraussetzung.

Gefahren erkennen – Gefahren vorbeugen
Und welche Eltern kennen nicht auch dieses Gefühl, wenn einem das Herz stockt: Ich muss auf der Straße radeln, mein Kind auf dem Bürgersteig, dazwischen parkende Autos. Dieses Dilemma wird demnächst aufgelöst, indem eine jahrelang bestehende Gesetzeslücke geschlossen wird: Aufsichtspersonen dürfen Kinder bis 10 Jahre künftig mit dem Rad auf dem Gehweg begleiten.

Kinder haben schon durch ihre Körpergröße eine schlechtere Übersicht, auch das Sehvermögen entwickelt sich erst bei Teenagern auf das Niveau von Erwachsenen. Je nach Altersstufe und Können muss das Gleichgewicht auf dem Fahrrad geübt werden – Fahranfänger erlangen es meist durch spontane Ausgleichsbögen wieder. Kleine Kinder überraschen auch durch ihre Spontanität und verhalten sich nicht immer wie erwartet und verlangt.

Sie können außerdem das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer nicht so gut einschätzen oder voraussehen. Gerade überholende oder vorbeifahrende Radler und Autofahrer sind hier zu besonderer Rücksichtnahme aufgefordert.

Üben mit den Eltern, das Fahrtraining in der Schule und das Tragen eines Fahrradhelms sind Maßnahmen, die die Sicherheit der radelnden Kinder erhöhen. Für eine sichere Infrastruktur sorgt darüber hinaus das Berliner Radgesetz (RadG), wenn der Volksentscheid Fahrrad erfolgreich ist.

Mobil bleiben, auch im Alter: Senioren aufs Rad
Ob ehemaliger Rennradfahrer, Ex-Fahrradkurier oder Alltagsradlerin: Irgendwann erleben alle die ersten Einschränkungen der bislang gewohnten Fähigkeiten. Die Augen werden schwächer, die Wirbelsäule ist nicht mehr so beweglich. Manche Senioren entdecken auch in diesem Lebensabschnitt die Vorzüge des Radfahrens neu und sind daher nicht so sicher im Sattel wie über Jahrzehnte geübte Radler.

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Weniger als 1 Prozent der Senioren bevorzugen die Straße gegenüber dem Radweg (Foto: Katja Täubert)

Dabei ist gerade für Senioren das Radfahren eine wichtige und schöne Option der Mobilität. Es hält aktiv und gesund, ermöglicht den Transport von Einkäufen, erweitert den Bewegungsradius und fördert die Gesundheit. Das Fahrrad-Gesetz erhöht die Sicherheit für Radfahrerinnen und Radfahrer gerade auch im gehobenen Alter.

Teilhabe am Radverkehr für alle Altersgruppen
Eine bauliche Trennung der Fahrradwege von der Fahrbahn an größeren Straßen sichert die Radfahrer gegen zu enges Überholen durch Kraftfahrzeuge. Eine ausreichende Breite erlaubt das Überholen langsamerer Radler, ohne auf die Fahrbahn oder den Fußweg ausweichen zu müssen. Auf getrennten Radwegen führen kleine Schlenker nicht gleich zu einer Kollision mit einem Auto. Eltern können zusammen mit ihren Kindern in einem geschützten Bereich Rad fahren und haben ihre Sprösslinge besser im Blick.

Eine schnelle Mängelbeseitigung gewährleistet ebene Radwege – statt auf Bodenwellen können Radler sich auf den Verkehr konzentrieren. Eine fortschrittliche Kreuzungsplanung mit verbesserter Sicht zwischen den Verkehrsteilnehmern ermöglicht gegenseitiges, rechtzeitiges Erkennen.

Besonders wichtig, gerade für Kinder und Senioren, sind sichere Wege im Wohnumfeld und auf Nebenstraßen. Ganz oben auf der Agenda des Berliner Radgesetzes steht daher die Forderung von mindestens 350 Kilometern Fahrradstraßen. Sie verlangsamen und ordnen den Verkehr zugunsten einer höheren Sicherheit.

Mit den so im Radgesetz verankerten Maßnahmen können Eltern zukünftig ihre Kinder per Rad auf den Schulweg schicken und Senioren ihre gewohnte Mobilität in ihrem Kiez lange genießen – ganz ohne Sorgen.


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